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DISKRETE MATHEMATIK
Erich Prisner
Sommersemester 2000

Lösung des Preisrätsels

Die Aufgabe wurde von einem der Korrekturassistenten, Herrn Karel Vyborny, richtig gelöst. Da kein Student eine Lösung einreichte, geht der Preis an ihn.
Die Menge aller Partitionen einer festen Menge M läßt sich ordnen: Wir nennen eine Partition {A1, A2, ... , Ak} gröber als die Partition {B1, B2, ... , Bm}, falls es eine Abbildung f: {1,2,...,m} ® {1,2,...k} gibt, so daß Bi Í Af(i) für jedes i Î {1,2,...,m} gilt. Insbesondere ist dann f surjektiv und deshalb k £ m.
Es ist etwas einfacher mit Äquivalenzrelationen statt mit Partitionen zu arbeiten: Relativ klar sollte sein:

(1) Eine Partition ist genau dann gröber als eine andere wenn die zugehörende Äquivalenzrelation die andere enthält.

(2) Die Teilmengenrelation ist natürlich eine Ordnungsrelation auf der Menge Äqu(M) aller Äquivalenzrelationen auf einer festen Menge M (eine Teilordnung von (P(M × M),Í)).

(3) Äqu(M) ist ein abgeschlossenes System.

Seien Ri, i Î I Äquivalenzrelationen auf M.
Dann ist (x,x) Î Ri für jedes i Î I. Ist (x,y) Î Ri für jedes i Î I, so ist auch für jedes i Î I: (y,x) Î Ri. Gilt (x,y) Î ÇiÎI Ri und (y,z) Î ÇiÎI Ri so folgt genauso auch (x,z) Î ÇiÎI Ri
Deshalb ist ÇiÎI Ri auch eine Äquivalenzrelation.




(4) (Äqu(M),Í) ist verbandsgeordnet. Dabei ist R Ù S = R Ç S und R Ú S = (R È S)* die transitive Hülle der Vereinigung.

Dies folgt mit (3) und dem Satz über Hüllenoperatoren.

(5) Es ist i.A. keine Boolesche Algebra,

was man schon daran sieht, daß die Menge {1,2,3,4} 15 Partitionen hat---endliche Boolesche Algebren haben aber immer zweierpotenz viele Elemente. Genauer ist (8) der Grund.

(6) Es gibt 0 und 1,

nämlich die Menge idM = {(x,x)/x Î M} sowie M × M.

(7) Jede Partition hat (mindestens) ein Komplement:

Sei R eine Äquivalenzrelation. Aus jeder Äquivalenzklasse Ai, 1£i£t, wählen wir ein Element ai aus. Wir definieren S = idM È {(ai,aj) / 1£ i,j £t}.
R Ú S = (R È S)* = M × M, denn seien x,y Î M. Dann gibt es 1£ i,j £t mit (x,ai) Î R und (aj,y) Î R. Da (ai,aj) Î S, folgt (x,y) Î (R È S)*.
R Ù S = R Ç S = idM.



(8) Die Distributivgesetze gelten leider nicht.

Beispiel: M={1,2,3,4}, R={(1,1),(2,2),(3,3),(4,4),(2,3),(3,2)}, S={(1,1),(2,2),(3,3),(4,4),(1,2),(2,1),(3,4),(4,3)}, T={(1,1),(2,2),(3,3),(4,4),(1,3),(3,1),(2,4),(4,2)}. Wir haben
R Ú (S Ù T) = R Ú idM = R ¹ M × M = (M × M) Ù (M × M) = (R È S)* Ù (R È T)* = (R Ú S) Ù (R Ú S), sowie
R Ù (S Ú T) = R Ù (S È T)* = R Ù (M × M) = R ¹ idM = idM Ú idM = (R Ù S) Ú (R Ù T).

XÙY = XÇY
XÚY = (XÈY)*
(X ¹ Y Î {R, S, T} )


Erich Prisner
erstellt am 25. Mai 2000.